Bericht von der Landessynode
21. bis 25. April 2024 in Coburg
Die „Klima-Synode“ in Coburg hatte noch ein weiteres, zweites Thema: die Folgen der sog. Forum-Studie über sexualisierte Gewalt in unserer Kirche. Ein sehr heißes Eisen. Prominent platziert bereits am ersten Tag im Rahmen des Bischofsberichtes. Das sollte ein Signal sein, dass dieses Thema nicht mit der Erstellung von Schutzkonzepten in den Gemeinden, Werken und Diensten erledigt ist. Im Gegenteil: Jetzt gilt es, Räume zu schaffen für die Betroffenen und ihre Geschichten. Um die Strukturen zu durchschauen, die solche unfassbaren Übergriffe möglich machen, müssen wir besser zuhören und auf die Signale achten, die Betroffene aussenden. Die Fachstelle unserer Landeskirche hat bereits viele Vorgaben umgesetzt. Aber die Umsetzung der Konzepte, Praevention und Intervention ist Aufgabe aller. Aussagen wie: „Das betrifft uns nicht!“, oder: „Das Thema wird viel zu hochgekocht!“, machen sexuellen Missbrauch auch weiterhin möglich.
Ich weiß, wie mühsam es ist, dieses Thema samt Konzeption in den Gemeinden zu verankern, zumal alle Ehrenamtlichen ja an einer Schulung teilnehmen sollen. Bei uns wären das weit über 100 Personen. Aber im Blick auf jede und jeden Betroffene(n) sollte uns dieser Aufwand es wert sein. Stellen Sie sich einfach vor, ihr Kind oder Enkelkind stünde in der Gefahr …..
Am Rande des Berichts aus dem Landessynodal-Ausschusses wurde noch einmal das Thema des Verhältnisses von gemeindlichen und übergemeindlichen Stellen aufgegriffen. Es stand ja das Verhältnis von 2,3:1 im Raum. Nun wies OKR Reimers darauf hin, dass 73% der Pfarrpersonen in Gemeinden und Dekanatsbezirken eingesetzt sind (rund 1530 Personen). 9 % sind im Schuldienst (rund 200 Personen), 1 % in Projekten (rund 20 Personen), 2 % stehen auf der sog. 35er Liste (rund 40 Personen), 7 % sind freigestellt (rund 160 Personen) und 8 % sind im landesweiten Dienst eingesetzt (rund 180 Personen). Es ist etwas seltsam. Scheinbar wurden in den Statistiken für die EKD, die als Grundlage der ersten Berechnung dienten, keine wirklich belastbaren Zahlen übermittelt. Erst durch die Nachforschung der Synode und die Veröffentlichung kam eine Neuberechnung ins Rollen. Und da ist immer noch die Frage, mit welcher Brille diese Zahlen erstellt wurden. In jedem Fall leisten wir uns in Zeiten von Personalmangel eine Menge Sonderstellen.
In das eigentliche Hauptthema führte am 2. Tag der Klimaforscher Prof. Dr. Harald Kunstmann mit einem lebendigen und inspirierenden Vortrag ein. In großer Klarheit skizzierte er die Dramatik der gegenwärtigen Klimaveränderungen. Gleichzeitig wehrte er jedweder Panik, vielmehr ermutigte er, in großem Vertrauen die notwendigen Veränderungen anzupacken. Mit einer klaren Schwerpunktsetzung in den Kirchengemeinden (z.B. mit dem Projekt „Grüner Gockel“) können neue Netzwerke entstehen, die belebend wirken. Gleichzeitig sollte es klare Vorgaben geben auf allen Ebenen unserer Kirche.
Und das nimmt mit dem Klimaschutzgesetz und einem konkreten Zeitplan für die Umsetzung nun auch konkret Gestalt an. Damit kommt erneut auf die Gemeinden und Dekanatsbezirke eine Ausweitung der Aufgaben zu, die neben Zeit auch Sachkenntnis erfordert. Ich kann nur empfehlen, bereits jetzt nach Menschen in den Gemeinden Ausschau zu halten, die sich neben dem Kirchenvorstand mit diesem Arbeitsbereich beschäftigen möchten und sich um die Umsetzung vor Ort kümmern. Ich bin zuversichtlich, dass sich ganz neu Begabungen und Fachlichkeit im unmittelbaren Umkreis entdecken lassen, wenn man gezielt danach sucht und darum bittet.
Unter den Anträgen und Eingaben wurde auch der Antrag des Gemeindebundes behandelt, die Umsetzung der Landesstellenplanung für 3 Jahre auszusetzen. Dass dieser Antrag nicht angenommen wurde, hat mich nicht überrascht. Aber sehr hilfereich war der Hinweis in der Stellungnahme des Landeskirchenamtes, dass die Umsetzung bereits auf 8 Jahre, also bis 2033, ausgeweitet wurde und dass es den Dekanatsbezirken überlassen wird, wann sie mit der Umsetzung beginnen. Das ist sehr erfreulich und bedeutet, dass nach den Wahlen zum KV nicht umgehend die erneuten Strukturdebatten beginnen müssen. Nehmen Sie sich also Zeit und fordern Sie sie auch ein. Das Anliegen einer großen Erschöpfung in den Gemeinden und Dekanatsausschüssen wird inzwischen gesehen und gewürdigt. Ziel erreicht!
Die Haushaltslage unserer Landeskirche ist nach wie vor angespannt. Es wird zwar gespart auf allen Ebenen, aber wir haben es noch immer nicht geschafft, uns in so großem Maße von Handlungsfeldern zu verabschieden, dass wir finanziellen Spielraum gewinnen für die Veränderungen, die anstehen. Die neu geschaffene, unselbständige Einrichtung für Kirchen- und Gemeindeentwicklung, die aus der Zusammenlegung des Amtes für Jugendarbeit, des Amtes für Gemeindedienstes und der Gemeindeakademie Rummelsberg entstanden ist, hätte m. E. eine umfangreichere Aufgabenkritik nötig gemacht. Das Versprechen aus dem Landeskirchenrat, von einem Angebots- zu einem Nachfragesystem zu kommen, werden wir aufmerksam begleiten.
Soweit mein Rückblick auf die Frühjahrssynode, natürlich nur durch meine Brille und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Aber dafür gibt es ja jede Menge Veröffentlichungen von offizieller Seite.
Ich selber darf zum 1.9. in Ruhestand gehen, werde mein Amt in der Landessynode allerdings bis zum Ende der Legislaturperiode behalten. Ganz entspannt werde ich mich also im Herbst wieder bei Ihnen melden … :-).
In herzlicher Verbundenheit Ihr
Karl-Friedrich Wackerbarth
Bericht von der Landessynode
26. bis 29. November 2023 in Amberg
Liebe Schwestern und Brüder,
wie immer im Herbst stand auch die Tagung in Amberg ganz im Zeichen der Finanzen.
Natürlich war es auch die erste Synode des neuen Bischofs Christian Kopp. Von daher erhielten seine Predigt im Eröffnungsgottesdienstes und sein Bericht eine besonders hohe Aufmerksamkeit.
Aber um die Finanzen kommt man nicht herum.
Der Jahresabschluss 2022 lässt uns endlich eine Rücklage aufbauen in Höhe von rund 25 Mill. Euro. In diesem Jahr müssen wir mit einem Einbruch bei der Kirchensteuer rechnen in Höhe von ca.45 Mill. Euro. Es wird also langsam eng. In der Hoffnung, dass die Einnahmen bei der Kirchensteuer nicht noch weiter einbrechen, müssen trotzdem bis 20230 insgesamt 181 Mill. Euro eingespart werden. Eine ganz gewaltige Kraftanstrengung!
Deshalb war auch das Thema der Tagungshäuser so aktuell und die Frage, wo auf übergemeindlicher Ebene gespart werden soll und kann. Aber darüber gab es an anderer Stelle schon jede Menge zu lesen.
In diesen Zusammenhang passte ja auch unser Antrag des Gemeindebunds Bayern, bei einer Vakanz der Kirchengemeinde das Gehalt der Pfarrperson zur Verfügung zu stellen. Im Rahmen der Beratungen in Arbeitskreisen und Ausschüssen, traf ich auf unerwartet breite Zustimmung. Nur bei der Höhe der Zahlungen und der Art der Auszahlung gab es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Deswegen habe ich mich einverstanden erklärt, dass der Antrag auf Vorschlag des Organisationsausschusses abgelehnt wird, gleichzeitig aber eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, in der der Organisations- und Finanzausschuss, sowie die Abteilung F (Personal) des LKA einerseits dem Grundanliegen gerecht wird, andererseits einen guten (und dafür werde ich sehr plädieren: unbürokratischen) Modus entwickelt. Das Thema ist also präsent und damit die Gemeinden vor Ort.
Mit den wachsenden Umlagen für die Verwaltungsstellen und den deutlichen Steigerungen bei den Arbeitslöhnen brauchen die Gemeinden ein gutes Signal, dass sie bei einer Vakanz trotzdem im Blick bleiben.
Auf der Zukunftskonferenz im Sommer 20222 in Tutzing wurde der PuK-Prozess auf 5 übersichtliche Ziele eingedampft. Vier Ziele betrafen Struktur und Organisation, aber eines war auch inhaltlich: Spiritualität!
Ein Konzept für diesen Schwerpunkt wurde der Synode vorgelegt. Der Wunsch des Landeskirchenrats, für das Projekt „Spiritualität“ 3,0 zusätzliche Stellen zu schaffen, stieß im Finanzausschuss auf völliges Unverständnis. Stattdessen sollten vorhandene Werke, Dienste und Beauftragte mit einer „Umpriorisierung“ ihrer Arbeit für das Thema Spiritualität gewonnen werden, so der Vorschlag des Finanzausschusses. Außerdem sollen die in der Fläche vorhandenen Kompetenzen und Angebote gebündelt und genutzt werden. Zusätzliche, neue Stellen sollten deshalb nicht errichtet werden, dennoch erhielt das Projekt grundsätzlich Unterstützung. Die Stellen werden durch Umschichtungen in der Abteilung C bedient. Ganz sicher ist es hilfreich, wenn wir die vorhandenen Angebote gut bündeln und nach Außen kommunizieren. Das hilft auch der Arbeit vor Ort.
Nun hat aber die Synode erstaunlicherweise zusätzliche Stellen für dieses Projekt abgelehnt und die Einrichtung eines Netzwerks „Spiritualität“ gefordert (angelehnt an das Netzwerk „Ethik“). Dieses Netzwerk soll den Bedarf für eine Umsetzung festlegen. Eine, wie ich finde, gute Modifizierung der Vorlage, die die bestehenden Kompetenzen in der Fläche besser berücksichtigt.
Einen großen Raum nahmen am letzten Tag gleich vier Anträge zur Anerkennung queerer Menschen und Lebensgemeinschaften ein. Die intensiven Diskussionen in den Arbeitskreisen und Ausschüssen haben zu einer guten Regelung geführt. In einer Arbeitsgruppe sollen, mit Beteiligung der Betroffenen, die verschiedenen Themen der Anträge (Gleichstellung von Trauung und Segnung gleichgeschlechtlicher Paare; Abschaffung des Gewissensvorbehaltes; Schuldbekenntnis gegenüber queeren Menschen etc.) bearbeitet und in Anträge gefasst werden. Das Thema ist zu wichtig, als es schnell zu entscheiden. Im Herbst 24 sollen entsprechende Anträge vorgelegt werden.
Einige Fragestellungen können vielleicht schon im Frühjahr 24 geklärt werden. Dies soll innerhalb der Arbeitsgruppe abgesprochen werden.
Überraschend erklärte OKR Reimers in der Diskussion des Plenums, dass der Landeskirchenrat ab sofort den „Magnus Konsensus“ (Vetorecht bei Stellenbesetzungen mit homosexuellen/queeren Paaren) auszusetzen. Dieses Signal wurde mit großer Erleichterung im Plenum aufgenommen und mit einem Beschluss untermauert (Abschaffung auf Frühjahrssynode per Vorlage des Landeskirchenrats).
Zum Abschluss verabschiedete die Synode einstimmig ein Wort zum Angriff auf Israel und den wachsenden Antisemitismus in unserem Land. Der Landeskirchenrat und der Landesbischof schlossen sich dem Votum an. Ein wichtiges Zeichen in unruhigen Zeiten.
Ich wünsche Ihnen / Euch allen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit
Ihr / Euer
Karl-Friedrich Wackerbarth
Bericht von der Landessynode
20. bis 23. November 2022 in Amberg
Liebe Schwestern und Brüder,
traditionell steht die Herbstsynode ganz im Zeichen der Finanzen. D.h. es wird nicht nur die Jahresrechnung des zurückliegenden Jahres beschlossen, sondern auch der neue Haushalt für das kommende Jahr. Im Zeichen eines weiterhin erwarteten Rückgangs der Einnahmen über die Kirchensteuern (der bis heute nicht wirklich eingetroffen ist; 2021 hatten wir wieder Mehreinnahmen von über 100 Millionen Euro), werden natürlich auch inhaltliche Fragen erörtert. Die Frage, wo wir im Zuge von PuK wirklich zu einer Konzentration kommen, also Prioritäten und Posterioritäten bestimmen, durchzog alle Debatten. Die Beratungen darüber, was wir uns in Zukunft nicht mehr leisten können und wollen, sind im Gange, werden aber vertraulich behandelt. Das halte ich für nachvollziehbar, um an keiner Stelle unnötige Hysterie zu schüren. Aber definitiv auf der Synode im Frühjahr wird es dazu erste Vorlagen geben. Und dann werden wir auch darüber reden, auf welcher Ebene wir zukünftig investieren wollen, von welcher Ebene aus ein Neuaufbau erfolgen soll. Dass diese Ebene der Bereich von Gemeinde und Region sein muss, ist keinesfalls Konsens. Darüber werden wir streiten und müssen mit anderen Überzeugungen ringen.
Der Weg, wirklich zu einer Lösung zu kommen für die notwendigen Einschnitte im Gesamthandeln unserer Kirche, ist mühsam. Aber dieser Mühe sollen wir uns auch deshalb unterziehen, weil damit eine Mitnahme aller Beteiligter gewährleistet ist. Mir wird dabei nur immer wieder klar, was für einen riesigen Tanker wir fahren….
Unser Landesbischof hat in seinem Rechenschaftsbericht ein leidenschaftliches Plädoyer gehalten für den Klimaschutz. Dazu gehören natürlich auch Mittel, um auf dem Weg der Klimaneutralität wirklich voranzukommen. Der Finanzausschuss hat dazu eine Idee entwickelt, wie wir die Immobilien der Gemeinden mit hineinnehmen in die Bilanz der Landeskirche. Wenn dann Mittel in großem Rahmen nötig werden, um die Kirchen und Gemeindehäuser energetisch zu ertüchtigen, können die bilanziellen Rückstellungen dafür verwendet werden, ohne das bilanzielle Defizit zu erhöhen. Damit können wir tatsächlich auf beachtliche Mittel zurückgreifen. Natürlich werden nur die Immobilien Unterstützung finden, die langfristig auch gehalten werden. Aber das ist wohl eine Selbstverständlichkeit…
Eine gute Nachricht also für die Gemeinden. Die Sorge, wie ältere Gebäude bei der gegenwärtigen, sehr geringen Förderung durch die Landeskirche, überhaupt auf einen angemessenen energetischen Standard kommen können, dürfte damit etwas weniger werden.
Die Neustrukturierung unserer Landeskirche weist eine gewisse „Ungleichzeitigkeit“ auf. Während die Vorstellungen für die Gemeindeebene bereits rechtlich festgezurrt wurden, gibt es für die darüber liegenden Ebenen nur Absichten und Vorüberlegungen. Für die Gemeindeebene wird die nächste KV-Wahl bereits ein entscheidender Faktor (Konzentration von Leitungs- und Verwaltungsstrukturen). Ohne die Eigenständigkeit der Gemeinden als selbständige Körperschaften einzuschränken (Haushaltsrecht!), wird die Region eine zukünftige Planungseinheit. Stellen orientieren sich nicht mehr an Gemeindeglieder-Zahlen, sondern Stellenzusagen wird es allenfalls für Regionen geben. Weitere Mitarbeit hauptamtlicher Kräfte soll über Arbeitsschwerpunkte im Dekanat geregelt werden.
Das ist also ein sehr weitreichender Systemwechsel. Auch wenn wir wissen, dass wir zukünftig nicht mehr genügend Personal haben werden, erfolgt hier m.E. doch ein Beziehungsabbruch, den ich sehr kritisch sehe. Ob die Besetzung vakanter Stellen, befreit von rechtlichen Beschränkungen, gelingen kann, ist eine Absicht, bei der ich nur hoffe, dass sie gelingen darf.
Im Herbst 2023 sollen auch die Strukturveränderungen auf den anderen Ebenen konkretisiert werden (Zusammenlegung von Dekanatsbezirken und Kirchenkreisen; Strukturänderung im LKA, etc.). Die Verwaltungseinrichtungen auf allen Ebenen werden sich einer „Aufgabenkritik“ stellen müssen, um Prozesse so effektiv und effizient wie möglich zu gestalten. In jedem Fall müssen Kirchengemeinden/Regionen ausreichend Finanzmittel erhalten, um in Zukunft kreativ mit den Veränderungsprozessen umgehen zu können („Innovation und Konzentration benötigt Investition“ – Zitat OKR Prof. Dr. Hübner). Umso wichtiger wird es sein, bei den Konzentrationen wirklich weitreichende Streichungen, beispielsweise in den Bereichen der Werke und Dienste oder der über 100 Tagungshäuser, die wir uns selber leisten oder unterstützen, zu erreichen. Damit hätten wir dann auch wieder finanzielle Freiräume für Investitionen auf der Ebene der Gemeinden. Das ist meine persönliche Meinung. Und dafür werde ich mich einsetzen.
Auf diesem Hintergrund wurde das „Kirchengesetz zur Änderung des Kirchlichen Zusammenarbeitsgesetzes“in den Arbeitskreisen, den Ausschüssen und schließlich auch im Plenum der Synode sehr intensiv diskutiert. Es konnte dabei gelingen, die Beteiligung der Regionalbischöfe bei der Bildung von Pfarreien (Zusammenschluss von bisher selbstständigen Gemeinden) zurückzuweisen. Ebenso wurde eine „Soll-bestimmung“ über den Verzicht von Kasualgebühren bei Amtshandlungen ohne „besonderen Aufwand“ verhindert. Die Entscheidung über Kasualgebühren muss in der Verantwortung der Gemeinden vor Ort verbleiben. In der Diskussion über das Gesetz wurde zwar deutlich, dass dem Landeskirchenrat bei der Erstellung der Vorlage primär daran gelegen war, die Veränderungsprozesse gut zu begleiten und möglichst viele Hilfestellungen zu ermöglichen. Gleichzeitig besteht dabei jedoch die Gefahr, dass Gemeinden Stück für Stück ihre Selbstständigkeit aufgeben und damit verlieren, weil der Druck der zukünftigen Prozesse so stark ist. Dem gilt es immer wieder zu wehren!
Das Gesetz ermöglicht einige Alternativen im Bereich der Gemeindeleitung. Die Identität einer Gemeinde muss nicht aufgegeben werden, wenn Gemeindeverbünde entstehen. Es empfiehlt sich also, das Gesetz sehr genau zu lesen und sich notfalls beraten zu lassen.
Die aktuelle Stunde zur Situation von Christinnen und Christen in Bedrängnis war ein Höhepunkt unserer Tagung. In dem abschließenden Gebet wurde die Verbundenheit im Glauben und gegenseitige Verantwortung aller Glaubensgeschwister in der Welt spürbar. Vielleicht kann diese aktuelle Stunde dazu führen, dass auch in den Gemeinden den Geschwistern in Bedrängnis gedacht wird.
Bei den Eingaben an die Landessynode ist erwähnenswert, dass eine grundsätzliche Zulassung von Kindern zum Abendmahl befürwortet wurde. Eine entsprechende gesetzliche Regelung soll vom Landeskirchenrat ausgearbeitet werden.
Das Projekt von Pfarrerverein, Sozialwissenschaftlichem Institut der EKD und dem PuK-Team mit Namen „Beziehungsreiche Gemeinden“ war leider noch nicht präzise genug in seiner Konzeption. Die Synode lehnte den Antrag einer Unterstützung ab. Schade. In diesem Projekt hätten manche Daten zum Beziehungsaufbau und –erhalt gewonnen werden können, die m.E. die Gemeindeebene hätten stärken können.
Schließlich möchte ich darauf hinweisen, dass der Grundfragenausschuss und der Finanzausschuss eine gemeinsame Arbeitsgruppe installiert haben, die die Effizienz der übergemeindlichen Werke, Dienste, Einrichtungen und Beauftragten evaluieren soll. Dies soll als Entscheidungshilfe für den Prozess neuer Prioritätensetzung genutzt werden.
Sicher haben Sie Verständnis, dass ich mich zu den Themen, die ausführlich in den Medien dargestellt wurden, nicht auch noch äußere (Klimaschutzgesetz; Assistierter Suizid; Berichte von der Weltversammlung der Kirchen in Karlsruhe und der Synode von VELKD und EKD etc.). Schließlich soll der Bericht noch lesbar sein.
In jedem Fall werde ich mich auch weiterhin für eine Stärkung der Gemeindeebene stark machen, auch wenn Vieles im Hintergrund und in langen Diskussionen in Arbeitskreisen und Ausschüssen passiert. Wir sind, was die Stärkung betrifft, schon ein gutes Stück vorangekommen. Die Zusammensetzung der aktuellen Synode macht mir deshalb Hoffnung, weil dort doch mehr Synodalinnen und Synodale Sympathien für die Gemeindeebene hegen, als ich vorher dachte. Das macht mir große Hoffnung.
Prien am Chiemsee, den 25.11.2022
Karl-Friedrich Wackerbarth